Spurensuche in der Schweiz

Auswanderung von Täufern per Schiff

Die langanhaltende Welle der Verfolgung führt zu einer erzwungenen Auswanderung. Die Generalstaaten und Preußen schickten Abgesandte nach Bern, um die Obrigkeit zur Mäßigung gegenüber den Täufern zu bewegen. Vergeblich! Es kommt unter dem Schutz der niederländischen Regierung zu einer organisierten Auswanderung von Täufern per Schiff, aus Bern, auf der Aare, auf dem Rhein bis nach Holland. Die Kosten der Reise und Verpflegung werden von holländischen Mennoniten aufgebracht. Einige Namen der sogenannten Täuferschiffe sind bekannt: das Emmentaler Schiff, das Oberländer Schiff, das Thuner Schiff, das Neuenburger Schiff. Auf dem letzteren befindet sich 1711 auch Katharina WYLER.


Sie kam aus Blumenstein im Kanton Bern und war zum Zeitpunkt der Reise bereits 70 Jahre alt. Sie erreichte, wie die Schiffsliste ausdrücklich vermerkt, den Zielhafen Amsterdam.

Viele der insgesamt 346 Passagiere dieses Schiffkonvois gingen bereits, da sie ja freie Bürger waren, sobald sie die Schweizer Grenze bei Basel hinter sich ließen, im Elsaß und in der Pfalz von Bord. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat hat dabei wohl eine Rolle gespielt.

Auch in diesem Fall wissen wir nicht, ob es sich bei Katharina Wyler um eine Verwandte handelt Da sie ohne direkte Angehörige reiste, folgte sie möglicherweise anderen Angehörigen, welche die Schweiz bereits zuvor in Richtung Niederlande und Preußen verlassen hatten.


Das Gros der Schweizer Flüchtlinge, welche nach Holland gelangen, läßt sich in Groningen, Deventer, Kampen und Harlingen nieder. Dort entstehen eigenständige Täufergemeinden. Auf Einladung des Königs von Preußen fährt 1711 eine Delegation von Schweizer Flüchtlingen unter der Leitung von Benedikt Brechbühl von Amsterdam nach Preußen. Ernst Müller berichtet darüber wie folgt:


"Die schweizerischen Experten, die die preußischen Anerbietungen prüfen und begutachten sollten, schrieben am 12. August aus Danzig nach Amsterdarn. Sie schilderten ihre Erlebnisse in Lithauen, die angenehme Fruchtbarkeit des Landes, die günstigen Bedingungen des Königs, die große Liebe, die sie bei den Glaubensgenossen in DANZIG und ELBING erfahren hatten. Die Häuser gefielen ihnen begreiflicherweise nicht, dafür hatten sie aber die königliche Zusage, das nötige Bauholz aus den Staatswaldungen kostenfrei schlagen zu dürfen. Es waren 62 Güter zu je 30 Morgen fruchtbaren Landes um je 25 bis 30 Reichsthaler zu haben".


Nach Ansicht von Ernst Müller sind dem Angebot Friedrich I von Preußen, nur wenige Schweizer Flüchtlinge aus Holland gefolgt und "zwar vornehmlich wegen der Pest, die kurz vorher jene Länder entvölkert hatte ".


Schon ein Jahr zuvor, im Jahr 1710, hatte der preußische König zusammen mit den Generalstaaten (Niederlande) durch seinen Gesandten Bondeli direkt in Bern interveniert, um eine Freilassung und Ausreise der Täufer zu bewirken. Der preußische Gesandte stellte dabei folgende Bedingungen für die Transaktion: 


  1. Die Täufer haben volle Freiheit, mit ihren Gütern auszuwandern;
  2. Sie sollen unentgeltlich bis zur Grenze Ihrer königlichen Majestät gebracht werden;
  3. Es soll eine Deputation der Täufer ernannt werden mit dem Auftrag, die Einwanderung nach Preußen genau zu prüfen 


Die Antwort des Berner Rats vom 14. November 1710 zeugt von seiner ausgeprägt kaufmännischen und geradezu zynischen Denkungsweise. Hervorzuheben ist insbesondere Punkt 4: 

  1. Von den nach Preußen wegziehenden Täufern sind 10% ihres mitgenommenen Vermögens als Abzugsgeld zu zahlen. Dazu verlieren sie ihr Heimatrecht;
  2. Was die Verköstigung der Auswanderer bis zur preußischen Grenze betrifft, so wird diese für die Unvermögenden bis Frankfurt am Main übernommen;
  3. Eine Deputation von Täufern nach Preuß en zu schicken ist der Rat nicht in der Lage. Er stellt es Ihrer königlichen Majestät anheim, darüber mit den Täufem in Holland und Hamburg zu traktieren;
  4. Der Rat spricht die Hoffnung aus, es werden den Täufern gesunde und bequeme Orte zugewiesen, damit sie nicht Anlaß haben, wieder in ihre Orte zurückzukehren.

Insgesamt war auch dieser preußischen Rettungsmaßnahme wohl nur wenig Erfolg beschieden. Es kam zu keiner nennenswerten Direktauswanderung nach Preußen. Auch die Auswanderung über die Niederlande in die Danziger Niederung hielt sich, wie oben beschrieben, in Grenzen.


Zur Information seien hier einige Namen von Auswanderern genannt, die zu jener Zeit die Schweiz verließen. Einige von ihnen tauchen später wieder in Westpreußen auf Gerber (Kerber ), Wenger, Berg, Krebs, Funk, Foth (Vogt), Lichti, Lauter, Roth, Schellenberg, Schantz, Bolt.