Spurensuche in der Schweiz
Kommen wir nach diesem Exkurs wieder zurück zur Familiengeschichte und untersuchen wir, ob die nachfogenden Anhaltspunkte für eine Herkunft der Familie aus der Schweiz sprechen.
Märtyrerspiegel
Im bereits erwähnten Märtyrerspiegel von Thielmann van Braght werden im Anhang der deutschen Ausgabe die Namen von 40 Personen genannt, die in Bern um des Glaubens willen hingerichtet wurden. Hier der uns interessierende Auszug:
1537: BARBELI WILLHER von Hassli
1538: HANS WILLER, am August
Handelt es sich hier um Vorfahren? Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob es sich um Geschwister handelt oder um ein Ehepaar. Wir wissen ebensowenig, ob sie Nachfahren hinterlassen haben. Der Ort Hassli (Hasle) liegt zwischen Burgdorf und Langnau im Kanton Bern. Wir wissen nur, daß es Täufer/Mennoniten waren. Wir wissen inzwischen ebenfalls, das die Mehrzahl der Hinrichtungen historisch nachgewiesen ist. Wer waren diese Menschen? Können oder sollten wir sie bewundern angesichts ihrer Glaubensstärke? Oder sollten wir eher von Starrsinn sprechen?
In einer zeitgenössischen Quelle werden sie wie folgt beschrieben:
"Sie gehen nicht zur Predigt um der vielen Sünder willen, die dahin kommen, gehen nicht mit uns zum Abendmahl, richten eine Nebenkirche auf, lassen die Kinder nicht taufen, wollen nicht schwören oder einen Eid tun, führen keine Rechtshändel, kriegen nicht, bedienen keine Ehrenämter, tragen keine Kräge um den Hals, nichts gebrämtes oder sonst, was unter dem Landwolk als Hoffart und Kleiderpracht geachtet wird, reden langsam, singen mit leiser Stimme, entschlagen sich des Wirtshauses und der Tauf- und Hochzeitsmähler, gehen nicht viel zu Markt, handeln und schachern nicht viel, sind willig zum Leiden und sind fähig und tüchtig ihrem Leben einen ehrlichen frommen Wandel zu geben.... Man höret sie nicht fluchen und schwören...."
Mit dieser Charakterisierung haben sich wahrscheinlich viele unserer Vorfahren identifizieren können. Jedoch der wissenschaftlcihe Nachweis einer Verwandtschaft ist damit nicht erbracht. Gewiss handelt es sich aber um eine enge geistige Verwandtschaft. Wie auch immer, wir können diesen Menschen unser Mitleid, aber auch unseren Respekt nicht versagen.
Ratsmanualen und Chorgerichtsmanualen von Bern
Eine weitere Quelle, die Aufschluss über die Herkunft der Familie geben kann, ist zu nennen. Wir befinden uns in Muri, im Jahr 1538. Muri liegt im Süden von Bern, unmittelbar vor den Toren der
Stadt, rund 20 km von dem oben genannten Ort Hassli/Hasle entfernt, dem Herkunftsort der oben genannten BARBELI WILLHER.
In seiner ausführlichen Untersuchung über Täuferschicksale in und um Bern berichtet Isaac Zürcher folgendes: Ab 1538 erscheint in den Ratsmanualen, Chorgerichtsmanualen und Seckelmeisterrechnungen mehrmals der Name ULI WYLER.
Dem Amman von Münsingen wurde 1538 der Befehl gegeben, "den Buzy Schumacher und Uli Wyler aus Kraingen (ein Vorort von Muri) biss fiytag zu rechten rhat zyt hie zesin". 1539 erhalten einige Schergen sechs Pfund Belohnung, denn sie "hand nachts den Wiler zu Kräingen gefangen". Im April 1540 wurde der Amman zu Muri beauftragt....... " dass er den Wyler, den töuffer und syn wyb uff nächstküftigen ftitag harin fergge". Bald darauf ein weiterer Eintrag: "Wylers , des töuffers frouw ist ins loch zur vesperzyt erkhendt von ira unkhorsaine wegen, das sie nüt zekilchen (abschwören) gat".
Nach der großen Zahl von Akteneinträgen in den Ratsmanualen und Chorgerichtsmanualen, sowie aufgrund der vielen Säckelmeisterrechnungen, die von Geldbußen, Verhör und Gefängnis des Uli Wyler berichten, kann man wohl auf Ermüdung und gebrochenen Widerstand schließen. In einer letzten Eintragung heißt es, daß er im Gegensatz zu seiner Frau, "abgestanden ist von der toufferschen sekt und hat an der krüzgassen den eyd than"..." Gefoltert und von großer matter wegen gestand er, was man ihn fragte".
Die Kreuzgasse, wo er seinen Eid leistete, war Zentrum der öffentlichen Rechtssprechung in Bern und mehrmals auch Richtstätte. Soweit der Bericht von Isaac Zürcher über die Täufer um Bern. Ob es sich bei (Uli Wyler und seiner Frau um Vorfahren handelt, wissen wir nicht Wir haben aber Gewißheit, daß diese beiden ebenfalls Täufer/Mennoniten waren.